Das Ende einer einzigartigen Ära
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 07/2024
In den vergangenen 120 Jahren stand stets ein Mitglied der Familie Hüllmann im Vorstand der Raiffeisenbank eG in Seestermühe. Mit dem Abschied von Bankvorstand Jens Hüllmann wird diese Familientradition nun zur Geschichte.
Die Raiffeisenbank eG Seestermühe ist in den vergangenen 120 Jahren stets von einem Mitglied der Familie Hüllmann verantwortlich geführt worden. „Das ist wohl einzigartig“, sagte unser Verbandsdirektor Johannes Freundlieb bei der Generalversammlung der Genossenschaftsbank im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein Mitte Juni. Doch diese Ära endet mit dem Abschied von Bankvorstand Jens Hüllmann, der nach 37-jähriger Arbeit bei Volksbanken und Raiffeisenbanken - davon 25 Jahre als Bankvorstand in Seestermühe – zum 1. August in den Ruhestand treten wird. „Dies ist eine außergewöhnlich lange Zeit. Damit haben Sie sich die Bezeichnung ,genossenschaftliches Urgestein‘ verdient“, sagte unser Verbandsdirektor bei der Verleihung der Ehrennadel in Gold des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes vor mehr als 300 Mitgliedern, Mitarbeitenden und Gästen bei der feierlichen Verabschiedung. Mit Simon Lehmann rückt der langjährige Prokurist in den Vorstand bei Genossenschaftsbank im hohen Norden auf. Er wird das Kreditinstitut damit zusammen mit dem bestehenden Vorstandsmitglied Jan Reese leiten.
Vier Generationen Hüllmann: Otto, Fritz, Dieter und Jens
Jens Hüllmanns Urgroßvater Otto gründete einst die Raiffeisenbank in Seestermühe und leitete diese mehr als 30 Jahre lang als erster Rendant von seinem Wohnzimmer aus. Er übergab die Geschäfte schließlich an seinen Sohn Fritz. Es folgten dessen Sohn Dieter, dem Vater von Jens Hüllmann. Dieter Hüllmann selbst war ebenfalls bei der Verabschiedung anwesend. Ab 1999 wurde Jens Hüllmann schließlich in den Vorstand berufen. Die Bank hat allen Fusionsentwicklungen in der Region zum Trotz ihre Eigenständigkeit behalten. Mit 19 Mitarbeitenden, einer Bilanzsumme für das Geschäftsjahr von 125 Millionen Euro, einem Betriebsergebnis von 1,68 Millionen Euro vor Bewertung und einem Jahresüberschuss von rund 213.000 Euro zählt sie nicht nur zu einer der kleinsten, sondern gleichzeitig zu einer der sehr erfolgreichen Banken in Deutschland. Davon profitieren auch die Genossenschaftsmitglieder, die für 2023 eine Dividende von 5 Prozent auf ihre Anteile erhalten.
Tiefe regionale Verankerung
Johannes Freundlieb lobte die langfristige Mitgliederorientierung und die tiefe regionale Verankerung, die die Basis des Erfolgs der Raiffeisenbank Seestermühe bildeten. So habe das genossenschaftliche Kreditinstitut dank der genossenschaftlichen Tugenden und Werte Kriege, Wirtschaftskrisen und gesellschaftlichen Veränderungen schadlos überstehen können und sich auf neue Herausforderungen stets einstellen können. Dazu habe auch das Engagement von Jens Hüllmann in den vergangenen mehr als zwei Jahrzehnten maßgeblich beigetragen. Dieser habe den Kundinnen und Kunden den „Schirm aufgespannt“ auch, wenn es mal schwierig wurde und nicht nur bei „Sonnenschein“. Die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und sein nachhaltiges Handeln, gepaart mit großer Verlässlichkeit hätten die Raiffeisenbank Seestermühe maßgeblich geprägt.