"Genossenschaften spielen tragende Rolle bei der Wärmewende"
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 04/2024
Bundeskongress „Genossenschaftliche Energiewende": Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung kommt voran. Allerdings muss der Ausbau beschleunigt werden, um die Klimaziele erreichen zu können. Der grünen Wärmeerzeugung fehlt es bislang noch an Dynamik.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland kommt voran. Das zeigen die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts für 2023. Danach wurden 2023 knapp 52 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus Sonnen-, Wasser- und Windkraft sowie aus Biomasse gedeckt. Im Vorjahr waren es 46,2 Prozent. Dennoch sind sich die Fachleute einig, dass das Tempo des Ausbaus an Dynamik gewinnen muss. Ansonsten sind die Klimaziele kaum erreichbar. Das beurteilt auch das Bundesumweltamt Anfang März in einer Bestandsaufnahme zum Fortschritt der Energiewende ähnlich. Bis 2030 will die Bundesregierung 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen decken, bis 2045 sollen es 100 Prozent.
Wärmegewinnung: nur knapp 19 Prozent aus Erneuerbaren
Insbesondere den Bereich der Wärmegewinnung aus erneuerbaren Energien spricht das Umweltbundesamt von einer wenig dynamischen Entwicklung. So lag nach deren Zahlen der Anteil erneuerbarer Energieträger an der Wärmeerzeugung 2023 bei 18,8 Prozent – immerhin 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Großteil der Wärmegewinnung erfolge aber nach wie vor durch fossile Brennstoffe. Auf dem Bundeskongress „Genosschaftliche Energiewende“ Mitte März in Berlin betonte der Dr. Philipp Nimmermann, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, dass die Genossenschaften eine tragende Rolle insbesondere bei der Wärmewende spielten.
Die Wärmewende sei ein Schlüsselinstrument der Energiewende. In ihrer Komplexität sei diese aber auch eine extreme Herausforderung für die Kommunen und Beteiligten, so Dr. Philipp Nimmermann: „Auch Nahwärmenetze und Quartierslösungen werden ein wichtiger Baustein in der kommunalen Wärmeversorgung sein. Dabei spielen Genossenschaften in Zukunft eine wichtige Rolle.“ Der Staatsekretär betonte in diesem Zusammenhang, dass man neben der Förderung von Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit in der Energiewirtschaft auch die soziale Dimension nicht vergessen dürfe. Er wies darauf hin, welche weiteren positiven Effekte für die Bürgerinnen und Bürger bereits spürbar seien: Gesunkene Strompreise und eine greifbare Wertschöpfung vor Ort. Er rief die rund 880 Energiegenossenschaften dabei zur weiteren Zusammenarbeit auf.
Finanzierungsprobleme: Wärmenetze nicht kreditfähig
Sebastian Sladek, Vorstand der EWS Elektrizitätswerke Schönau eG, lobte die Arbeit des Bundeswirtschaftsministerium. Dies gelte insbesondere für den Bürokratieabbau. Allerdings seien die Energiegenossenschaften beim Ausbau von Wärmenetzen mit einem Finanzierungsproblem konfrontiert. So werden (Strom- und Wärme-)Netze von den Banken nicht als Sicherungsmittel akzeptiert und dies entwickele sich zum „Showstopper für die Wärmewende“, sagte Sebastian Sladek. Der Staatssekretär sagte, dass in seinem Ministerium an einem diesbezüglich Bürgschaftsprogramm gearbeitet werde. Er appellierte aber auch an die Genossenschaftsbanken, die bestehende Programm aktiv zu nutzen und in der Finanzierung grüner Energie aktiv zu werden.
Obwohl beim Bundeskongress Einigkeit darüber bestand, dass sich die Rahmenbedingungen im Vergleich zu den Jahren davor bereits deutlich verbessert haben, bremsen aus der Sicht der Genossenschaften vor allem drei Barrieren den Ausbau aus: mangelndes Tempo durch übermäßige Bürokratie, mangelnde Vereinheitlichung und Digitalisierung der Netzanschlüsse und mangelnde Einheitlichkeit und Fairness bei Netzentgelten. Diese Probleme wurden auf dem traditionellen Politik-Panel mit verschiedenen Abgeordneten des Bundestages diskutiert. Eine zentrale Forderung gegenüber der Politik war zudem, dass das Energy Sharing in Deutschland endlich möglich gemacht werden müsse.